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Und Action! – Suche nach Filmtalenten auf vier Pfoten

Im Münsteraner Tatort laufen zwei Doggen durch Professor Börnes Pathologie. In der Hollywood-Produktion Walküre mit Tom Cruise spielt ein Schäferhund, die Rolle von Hitlers Hündin Blondi. Trainiert wurden die Vierbeiner von einem Düsseldorfer. Dirk Lenzen gehört zu Deutschlands gefragtesten Experten, wenn es um Vierbeiner für TV- und Filmproduktionen geht. In Düsseldorf-Lörick betreibt er mit Animal Star seit den 1990er Jahren eine Casting-Agentur und Hundeschule.

Auch kleine Hunde können beim Film ganz groß rauskommen, meint Filmhunde-Trainer Dirk Lenzen. - Foto: C. Hötzendorfer

Wie war es mit Tom Cruise zu drehen?

Das war natürlich ein Highlight. Für den Film habe ich auch ein Pferd besorgt. Die Produktion hatte mir dafür ein Foto geschickt, weil das Tier so aussehen musste, wie man Pferde damals beim Militär noch einsetzte.“

Du warst bei vielen Tatort-Drehs dabei…

Angefangen habe ich tatsächlich damals mit Schimanski. Später kamen dann Tatort‘-Folgen aus Dortmund, Köln und Münster dazu. Ich habe auch sehr viele Serien gemacht, wie Lindenstraße, Unter uns, Verbotene Liebe und Comedy mit Anke Engelke und Bastian Pastewka.“

Ich erinnere mich an Danni plus Sahne in der Lindenstraße. Danni, war eine WG-Partnerin von Klausi Beimer und Sahne, ein Bearded Collie, ihr Hund. 

(lacht) „Ich erinnere mich auch. Wir hatten aber auch einen Australian Shepherd und einen Tibet Terrier, der einen Obdachlosen, der auf einer Bank pennte wecken sollte. Dafür musste ich dem Hund in 15 Minuten ‚gib Laut‘ beibringen. Es war kein klassischer Filmhund, aber er passte optisch einfach sehr gut. Damit die Szene klappte, habe ich etwas Leberwurst unter die Bank des Obdachlosen geschmiert und der kleine Kerl zog natürlich dahin. Die Sache war entsprechend schnell im Kasten. Aber der Regisseur fand die Szene langweilig und wollte, dass der Hund bellt. Da musste ich dann noch ein wenig mit ihm trainieren. So ist das manchmal bei Drehs.

Wie lange bist Du denn dann am Set?

„Ganz unterschiedlich. Bei den Serien, die einen Hund als festen Bestandteil haben, bin ich entsprechend regelmäßig ein- bis zweimal pro Woche am Set.“

Immer auf der Suche nach neuzen Talenten auf vier Pfoten: Filmhunde-Trainer Dirk Lenzen. - Foto: C. Hötzendorfer

Sagt eine Produktion immer genau, was sie sucht? Zum Beispiel zwei Doggen für den Münsteraner-Tatort.

Die haben meist eine klare Vorstellung davon, was sie haben wollen. Ehrlich gesagt, arbeite ich auch am liebsten so, wenn ich klare Ansagen bekomme, was gesucht wird. Das erleichtert mir dann die Suche nach dem passenden Kandidaten. Oft bekomme ich ein Foto aus dem Internet als Anhaltspunkt. Es gibt aber auch Auftraggeber, beispielsweise aus dem Bereich Futterhersteller, die haben zum Beispiel Weimaraner Welpen gehabt und brauchten noch passende erwachsene Tiere. Da wurde ich gezielt mit dem Casting beauftragt und am Set in Frankfurt haben dann drei Welpen auf mich gewartet, die ich gar nicht kannte, deren Halter auch nicht. Da fand dann in der Kürze der Zeit ein Gespräch statt, damit sie wissen, was auf sie zukommt und ich habe mit den Kleinen losgelegt, um sie für das Shooting vorzubereiten.“

Das heißt, es gibt keine Einschränkung in Bezug auf Alter, Größe oder Rasse für Filmhunde?  

„Es gibt keine. Das ist auch gut so. Beispielsweise gibt es Spielfilme, die erzählen eine Geschichte über eine große Zeitspanne hinweg. So wie die Schauspieler dann altern müssen, altert auch der sie begleitende Hund. Das heißt, ich brauche mehrere Tiere der gleichen Rasse, unterschiedlichen Alters. Ein Tatort wurde früher in 21 Tagen gedreht, heute müssen die schon in 18 Tagen fertig sein. Dafür brauchst du vielleicht drei oder vier Hunde, die aber unterschiedlich im Alter sein müssen, weil es Rückblenden gibt und das Tier in der Geschichte altert.“

Du bist schon viele Jahre im Geschäft. Was hat sich verändert?

Definitiv die Budgets. Heute wird vor allem bei den deutschen Produktionen um jeden Euro gefeilscht. Früher musste ich noch viele Vordressuren leisten, die auch entsprechend bezahlt wurden. Dafür ist heute in der Regel kein Geld mehr da. Aber das Schöne ist, das mittlerweile viele Hundehalter ihrem Vierbeiner schon Sachen beibringen, die man am Film- oder TV-Set sehr gut gebrauchen kann. Solche Sachen wie Sitz. Bleib oder verschiedene Tricks. Damit kann ich schon im Vorfeld gezielt aussuchen, was der Hund bereits kann und was nicht. So wird meine Arbeit natürlich leichter. Ich werde eigentlich mehr und mehr zum Scout, der die Vermittlung übernimmt

Nur manchmal muss man vor Ort noch etwas trainieren, weil die Gegebenheiten für den Hund ungewohnt sind oder die Regie plötzlich noch etwas anderes von dem Tier erwartet, als ursprünglich besprochen.“

Hat sich für dich persönlich auch etwas über die Jahre mit Filmproduktionen verändert?

„Ich bin nicht mehr so berührt von bestimmten Szenen, weil ich weiß, wie sie entstanden sind. Das ist sehr schade, besonders wenn es wirklich emotional wird. Das kennen viele, die an Filmsets arbeiten.“

Dirk Lenzen ist Mitorganisator des Hundeschwimmens zum Ende der Freibad-Saison in Lörick, bei dem das Tierheim Düsseldorf Vermittlungskandidaten vorstellte. - Foto: C. Hötzendorfer

Du hast rund 7000 Hunde in deiner Kartei. Was sollte ein Vierbeiner können, um aufgenommen zu werden?

Die Grundkommandossind eine wichtige Voraussetzung, auch das am Platz bleiben und mit einer fremden Person mitgehen ist gern gesehen. Wenn der Hund dann noch ein paar Tricks kann, wie auf Kommando bellen, ist das ein weiteres Plus. Aber ich muss ganz klar sagen, dass ich nicht garantieren kann, ob ein Hund dann auch für eine Produktion genommen wird, Denn das entscheide nicht ich, sondern der Auftraggeber.“

Gibt es auch schwarze Schafe in der Branche?

Leider ja. Die knöpfen den Leuten viel Geld für Casting und Set-Karte ab. Drücken ihnen dann eine Liste mit Senderadressen in die Hand, die völlig wertlos sind, weil nur Produktionsfirmen Filme drehen, keine Sender. Wichtig ist, dass ein Filmhundetrainer eine Genehmigung nach § 11 Tierschutzgesetz hat. Denn nur dann darf er auch entsprechend Vierbeiner an Produktionen vermitteln.“

Was machst Du, wenn jemand seinen Hund überschätzt bzw. der sich überhaupt nicht für Dreharbeiten eignet?

„Ich habe verschiedene Tests, die ich immer durchführe und gebe dann auch unmittelbar ein Feedback, ob ich ihn in meine Kartei aufnehme oder nicht.“

Wie gehen Hundehalter damit um, wenn Du ihren Liebling nicht in deine Kartei aufnimmst?

Unterschiedlich. Manche kommen damit überhaupt nicht klar und kontaktieren mich immer wieder. Sie würden auch dafür bezahlen, wenn ihr Hund nur einmal in einem Film auftaucht und schrecken selbst davor nicht zurück, ihn mit Farbe zu besprühen oder ihm eine blöde Frisur zu verpassen. Ich hatte auch schon den Fall, da wurde ich von einem Hundehalter sogar bedroht.

Ich sage den Leuten immer, wenn ich den Hund geeignet finde, nehme ich ihn gerne in meine Kartei auf. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass ich ihn auch vermittelt bekommen kann. Das entscheidet immer eine Produktion. Ich kann ihn nur anbieten, wenn ein bestimmter Hundetyp gesucht wird. Leider hören die Leute nie wirklich zu. Die haben nur im Kopf, es geht zum Film.“

Du castest immer uoch regelmäßig, zuletzt beim Hundeschwimmen im Löricker Freibad.

Ich suche immer wieder neue geeignete Kandidaten. Deshalb veranstalte ich regelmäßig Castings. In der Woche bekomme ich aber auch zwischen 15 und 25 Bewerbungen per Mail, mit einem Profil, Fotos und Videos.“  

Claudia Hötzendorfer

Infos zu Castings und zum Training unter: www.animalstar.de

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